Allgemeine Fragen
1. An wen richten sich unsere Forderungen / unser Protest?
An den Oberbürgermeister Bolay als Leiter des Trägers. Die Lethargie in seiner Verwaltung führt zu den bestehenden Missständen. Vor allem passt das tatsächliche Verhalten des Oberbürgermeisters nicht zu der von ihm oft kommunizierten angeblichen Bedeutung junger Familien für die Gemeinde. Zu diesem Verhalten gehört auch, dass er sich bislang bis auf eine E-Mail nicht persönlich gemeldet hat, sondern seine Verwaltungsmitarbeitenden vorschickt.
Hier ist aber auch der Gemeinderat in seiner Kontrollfunktion gefragt. Vor allem hat der Gemeinderat das Haushalts- und Satzungsrecht und bestimmt damit die Eckpfeiler der KiTa-Politik.
2. Welche dieser Forderungen sind vom Betroffenen direkt beeinflussbar?
Grundsätzlich alle durch die Entscheidungsträger in Politik und Trägerschaften. Politik und Träger hatten ja bereits viele Jahre, um geeignete Vorgehensweise und Konzepte zu erarbeiten. Natürlich ist der Fachkräftemangel überall spürbar. Andere Kommunen und Unternehmen lassen sich daher kreative und innovative Lösungen einfallen und erfolgreiche Unternehmen sind besonders engagiert u.a. bei der Personalsuche. Die notwendige Kreativität, Innovationsbereitschaft und das notwendige Engagement erwarten wir auch von unserem Träger. Andere Kommunen praktizieren das erfolgreich und machen es vor.
Zudem entscheidet der Träger über die Höhe der Gebühren. Momentan sind diese höher als das, was steuerrechtlich anerkannt wird. Die Folge ist, dass die von der KiTa nicht abgedeckte Betreuungszeit von den Eltern netto bezahlt werden muss.
3. Welche konkreten Lösungen schlagen wir vor bzw. würden wir gerne umgesetzt sehen?
Wir haben ganz konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet, die auf mehreren Ebenen greifen:
- Wieder längere Öffnungszeiten
- In der Zwischenzeit Alternativbetreuungen, z.B. über Tagesmütter und Kleingruppen durch die Gemeinde
- Kurzzeitparkplätze auf den bestehenden versiegelten Flächen, damit Eltern die Kinder abliefern und abholen können.
- Übernahme der bereits entstandenen Mehrkosten bei den betroffenen Familien seit der Teilschließung
- Aktive Personalsuche, z.B. auf Stepstone, Headhuntern usw.
- Alternative Stellenzuschnitte: Wo und wie kann auf anderes Personal ausgewichen werden?
- Bewerber schneller einladen, nicht erst nach Wochen
- Aktiv versuchen, Personal zu halten
- Auf das Personal in der KiTa hören – die wissen, was sie brauchen
- Neue KiTa-Satzung: Abbilden der Schließtage in den Gebühren, längere Öffnungszeiten und geringere Gebühren
- Die Möglichkeit, Essen morgens noch abzubestellen: Momentan kündigt der Träger morgens Schließungen an und da Essen darf nicht mehr abbestellt werden – muss also bezahlt werden, ohne dass es serviert wird
- Anderes Mindset in der Verwaltung/der zuständigen Abteilung
- Wir sind gerne bereit, das alles im Dialog zu begleiten und Aufgaben zu übernehmen
Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung der pädagogischen Fachkräfte durch den Träger
4. Welche Kritikpunkte haben Sie / die Erzieher*innen bzw. welche Erzieher*innen an den Arbeitsbedingungen?
Die Erzieherinnen in der KiTa machen einen tollen Job. Jene, welche noch da sind, schultern den gesamten Betrieb. Aber aus Gesprächen mit Erzieherinnen wissen wir einzelne Punkte, die verbesserungswürdig sind. Dies beginnt beim Arbeitsumfeld (z. B. scheint es in der Kita Kunterbunt an verschiedenen Stellen zu ziehen). Das könnte man (Gebäude-)technisch prüfen und in Teilen mindestens verbessern. Aber vor allem betrifft es die personellen Rahmenbedingungen (z. B. Betreuungsschlüssel, Maßnahmen zur Stress- und Burnout-Prävention). Das bedeutet, dass neues Personal nicht zum Nachteil von bestehendem Personal eingesetzt werden darf (z.B. gleichmäßige Verteilung der Schichtpläne). Zudem kann Arbeit von Erziehern auf anderes Personal übertragen werden. Wir empfehlen daher die zusätzliche Anstellung von Nicht-Erziehern, um diese zu entlasten.
Am besten wäre doch, wenn der Träger dazu mal eine Befragung der Mitarbeitenden durchführt, die Ergebnisse transparent darstellt und dann mit den betroffenen Mitarbeitenden geeignete Maßnahmen überlegt und umsetzt. Nach unserem Kenntnisstand wurden hier die Bedürfnisse noch nicht systematisch erfasst und noch keine partizipativen Lösungen abgeleitet. Das wäre jedoch dringend erforderlich, die Belange der Mitarbeitenden zu kennen und ernst zu nehmen.
Ein Bericht und Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung Niedersachsen-Bremen, veröffentlicht am 27.08.2024, zeigt die Entwicklung in Niedersachsen auf, die grundsätzlich auch auf andere Bundesländer wie Baden-Württemberg übertragbar ist. Dort werden hauptsächlich auch Arbeitsbelastung und -bedingungen als Ursache für Kündigungen genannt. Ebenfalls wird in dem Bericht nochmal auf die Untersuchungsergebnisse von Fuest/Jäger (2023) [pdf] hingewiesen, die zum Ergebnis kommen, dass gerade in Bereichen, die nicht marktwirtschaftlich organisiert sind, wie z. B. den Kindergärten, der Staat die Arbeitsbedingungen und Löhne so gestalten muss, dass genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Hier stehen daher ganz klar, die Gemeinden und Kommunen als städtische Träger in der Verantwortung.
5. Beziehen Sich die Kritikpunkte auf die Kita Kunterbunt oder auch andere Kitas?
Es gibt sowohl allgemeine als auch spezifische Kritikpunkte. Viele der Kritikpunkte (bspw. zur Personalsuche und –haltung) sind übergreifend für nahezu alle Kitas in Ostfildern relevant, wie wir aus Rückmeldungen von Eltern & Elternbeiräten weiterer Ostfildener Kita-Einrichtungen erfahren haben. Die aktuelle Betreuungssituation und die drastische Betreuungszeitreduzierung ist eher spezifisch für unsere Einrichtung.
6. Was sind die aktuellen Kritikpunkte der Erzieher*innen an ihren Arbeitsbedingungen generell, also auch über den Träger hinaus?
Aufgrund der Personalsituation und Vorgaben haben wir eine stärkere Betreuungsverdichtung. Das führt bei den Erzieher*innen zwangsläufig zu einer höheren Arbeitsbelastung. Die stärkere Arbeitsbelastung ist nicht motivierend, wenn sich aufgrund des Fachkräftemangels das Personal aussuchen kann, wo es dann arbeiten möchte. Das sollte und könnte bspw. geändert werden, in dem bestimmte Aufgaben verlagert werden.
Mehr dazu auch unter: https://www.kitastrophe-stuttgart.de/
7. Was sind die Kündigungsgründe für die Erzieher*innen, die gerade die Positionen verlassen?
Die Gründe sind sehr vielschichtig. Von persönlichen Beweggründen wie Umzug bis zu den angesprochenen Arbeitsbedingungen. Einige gehen, weil die Arbeitsbelastung so hoch ist, weil es zu wenig Personal gibt. Das ist ein Teufelskreis. Und genau um letzteres geht es.
Wir verstehen natürlich die persönlichen Beweggründe, die es immer gibt und geben wird. Aber den Teil der aufgrund besserer Rahmenbedingungen woanders hingehen, sollten wir dringend stoppen.
8. Welche Art oder Formen der Wertschätzung vermissen Sie bzw. die Erzieher*innen? Wie sollte diese in Ihren Augen aussehen?
siehe auch Nr. 4
Ergänzend dazu schlagen wir hier ein Dialogformat bspw. in Form eines Workshops vor, um systematisch alle Aspekte herauszuarbeiten und dann gezielt anzugehen.
9. Wie ist die Position des Gesamtelternbeirat (GEB) hier?
Bevor wir unsere Initiative begonnen haben, haben wir Kontakt zum GEB aufgenommen. Seither sind wir immer wieder im Austausch mit dem GEB. Der GEB sieht die Schwierigkeiten der Eltern und Betreuungssituation auch. Nach seiner Aussage sieht er seine Arbeit darin, Ideen zu liefern. Die akute Notlage betrifft aktuell vor allem jedoch unsere Kita Kunterbunt. Der GEB vertritt nach eigener Aussage die Auffassung, dass wir unsere Situation am besten kennen und daraus handeln können.
Hier ist dann eher die lokale Elternschaft und Elternbeirat gefragt. Da brauchen wir einfach schnelle und praktikable Lösungen.
10. Kennen Sie Maßnahmen der Stadt zur Gewinnung und Bindung von städtischen Mitarbeiter*innen und Fachpersonal?
Bislang hat die Stadt unseres Wissens nach nur auf der Homepage nach Personal gesucht. Wir sehen nun, dass es jetzt, nach unserem Schreiben, erste Versuche gibt, auch auf Instagram und Facebook nach Personal zu suchen.
11. Wie sind die Arbeitsbedingungen in anderen Gemeinden?
Siehe Nr. 6
Wenn die Arbeitsbedingungen in Ostfildern so gut wären, warum laufen dann die Erzieherinnen weg?
Erzieher/innen wechseln ja u.a. wegen besserer Bezahlung, besseres Anreizsystem von Nebenleistungen, besserer Betreuungsschlüssel und dadurch geringere Belastung (Stress, Burnout), etc.
In anderen Gemeinden, bspw. Leinfelden-Echterdingen wurde der Engpass in der Betreuungssituation u.a. dadurch entschärft, dass organisatorische Aufgaben anderweitig an Personal vergeben wurde und so die Erzieher/innen entlastet wurden.
Auch hat dort der Gemeinderat erst wieder am 05.03.2024 ein weiteres Maßnahmenpaket in Höhe von 243.000 EUR zur Verbesserung der Personal- und Betreuungssituation verabschiedet: https://www.leinfelden-echterdingen.sitzung-online.de/to010?SILFDNR=1918&refresh=false
Mehr Betreuungsplätze
12. Wie viele Betreuungsplätze gibt es aktuell?
Eine Übersicht der Stadt Ostfildern gibt es hier: Übersicht KiTas Ostfildern
Für die KiTa Kunterbunt wurde zuletzt in 03.2024 die Seiten und der veröffentlichte Umfang aktualisiert: Infos zur KiTa Kunterbunt
13. Wie viele fehlen?
Wir haben von einigen Eltern über deren Ablehnungsbescheid seitens der Stadt erfahren. Daher können ja keine ausreichenden Plätze vorhanden sein.
Laut Information im Filderanzeiger haben im März 2023 rd. 330 Plätze von 1505 belegten Plätzen gefehlt. Das entspricht einer Quote an fehlenden Plätzen von rd. 22%. Inwieweit nun die generellen Anpassungen des Betreuungsumfangs die erhofften 122 Mehrplätze gebracht und real belegt werden konnten, entzieht sich unserer Kenntnis. Angesichts der aktuellen Situation ist das aber schwer vorstellbar.
Eine vollständige und aktuelle Übersicht hat sicherlich der Träger. Die Zahlen sind jedoch nicht öffentlich verfügbar. Wir würden uns seitens der Stadt entsprechende Transparenz wünschen. Gerade auch im Sinne der Eltern, die dringend auf einen Platz warten, aber dazu keinerlei Anhaltspunkt erhalten, wann es denn so weit sein könnte. Mit dieser Intransparenz wird den Eltern keinerlei Planungsgrundlage zur Verfügung gestellt und daher der Job(wieder)einstieg deutlich erschwert. So lässt sich eine Berufstätigkeit nicht zuverlässig planen.
Zuletzt wurde im April 2024 von 10 zusätzlichen Plätzen in einem Artikel des Filderanzeiger berichtet. Also, weit weniger als die in Aussicht gestellten 122 Plätze. Für 10 zusätzliche Plätze sollen / müssen hunderte von Familien derartige Einschränkungen der Zeit hinnehmen. Das steht unserer Auffassung nach in keinem Verhältnis.
14. Welche Maßnahmen ergreift die Verwaltung bisher, um Fachkräfte zu gewinnen?
Nach Rückmeldung des Trägers wissen wir von Teilnahme an Jobbörsen sowie den allgemeinen Inseraten auf der Homepage und dem „lokalen Blättle“ und inzwischen erste Versuche auf Facebook & Instagram.
15. Welche Maßnahmen würden Sie wünschen, dass die Kommune hier zusätzlich ergreift?
Hier gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, u.a.
- spezifische Ausschreibungen für die jeweilige Einrichtung und offenen Stellen
- Darüber hinaus Ausschreibungen auf den üblichen Jobportalen, die noch nicht herangezogen werden.
- Active Sourcing / Recruiting und/oder headhunting – ist auch im öffentlichen Dienst möglich.
- Schnelle Reaktion und Einladung zu Bewerbungsgesprächen
Wir haben hier Rückmeldungen bekommen, dass in der Vergangenheit z. T. Wochen vergangenen sind, bis eine Bewerberin zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Da sind umliegenden Kommunen einfach schneller und gewinnen dann die Fachkräfte für sich. - Internationale Jobsuche z. B. über https://www.make-it-in-germany.com/de/ oder https://www.talentorange.com/de/erziehungswesen/fuer-talente/
Das dies ein erfolgsversprechender Ansatz ist, wurde bereits in Hessen nachgewiesen: https://vorsprung-online.de/mkk/hanau/276-hanau/244158-stadt-hanau-stellt-erzieherinnen-aus-kolumbien-ein.html
16. Sehen Sie konstruktive / alternative Lösungsmöglichkeiten, um bei aktuellem Fachkräftemangel mehr Personal für Ostfildern zu finden, auch mit dem Problem, dass alle anderen Kommunen dies auch tun.
Natürlich. Eine breitere, intensivere und aktivere Personalsuche ist unabdingbar. Hier erleben wir Ostfildern leider deutlich zu wenig engagiert. Bspw. fehlen Stellenausschreibungen in einschlägigen Jobportalen, wohingegen Nachbarkommunen dort ihre Stellenausschreibungen platziert haben.
Und entsprechend gute Arbeitsbedingungen (s. oben) und Rahmenbedingungen sowie Beteiligung und Kommunikation mit den Erzieher/innen über deren Bedürfnisse führen dann dazu, dass das Personal sich wohl fühlt, damit auch länger bleibt und weniger Abgänge zu verzeichnen sind.
Finanzielle Entlastung der Eltern
17. Sprechen Sie von der Höhe der KITA Gebühren?
Auch, aber nicht nur.
Durch die Betreuungszeitreduzierungen haben tw. Eltern bereits Einkommensverluste durch Arbeitszeitreduzierung hinnehmen müssen. Diesen Verlust gilt es ebenfalls zu kompensieren.
Vgl. Kitastrophe Stuttgart: https://www.kitastrophe-stuttgart.de/
Zudem Bangen einige Eltern bereits um ihren Job aufgrund der Reduzierungen und darüber hinaus trotzdem mehrfachen Notbetreuung (analog dem Artikel hier https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.plakataktion-auf-dem-stuttgarter-marktplatz-botschaften-von-der-kitastrophe.acc0fb92-80fa-4912-8996-41246a9fe152.html)
18. Wie hoch sind die Gebühren in anderen Gemeinden?
Die Modelle variieren oftmals etwas. Da wir in Ostfildern im direkten Einzugsgebiet Stuttgart sind, lässt sich daran gut orientieren:
- Stuttgart: Kostenbeiträge Stuttgart zur Kindesbetreuung
- Ostfildern: Gebührentabelle Ostfildern für Krippe und Kindergarten
In Stuttgart sind die Betreuungskosten je nach Modell etwa nur halb so hoch. Dort werden auch nur für 11 von 12 Monaten Beiträge erhoben (Vgl. Satzung §10 (6), Auszug: „Der Kostenbeitrag für ein Betreuungsjahr entspricht 11 Monatsbeiträgen. Der Monat August ist beitragsfrei.“)
- siehe Satzung der Stadt Stuttgart: Satzung über die Benutzung städtischer Kinder-Tageseinrichtungen
19. Welcher Kostendeckungsgrad wird mit den Gebühren für die Kinderbetreuung in Ostfildern erreicht?
Die KiTa gehört zur Daseinsvorsorge. Sie ermöglicht das Erziehen der Kinder und dass die Eltern arbeiten gehen. Es geht also nicht darum, damit Geld zu verdienen, sondern die Versorgung sicher zu stellen. Deshalb gibt es aus der Rechtsprechung Vorgaben, wie die KiTas geöffnet sein müssen und was sie kosten dürfen. Die Öffnungszeiten haben sich am Bedarf auszurichten. Die Gebühren müssen die Umstände berücksichtigen. Uns liegt leider keinerlei Information dazu vor, welche Abwägungen getroffen wurden. Stattdessen scheinen die Öffnungszeiten nicht am Bedarf, sondern an dem momentan verfügbaren Personal ausgerichtet zu sein. Die KiTa-Gebühren sind viel höher als im Umfeld und sogar höher als das, was die Steuerbehörden als abzugsfähig anerkennen. Da stellen wir uns schon die Frage, welche abwägungsrelevanten Belange bei der Festlegung der KiTa-Gebühr herangezogen wurden.
Am Ende ist es auch eine Milchmädchenrechnung: Nur Eltern, die arbeiten gehen, bezahlen Steuern, die dann wiederum über den Finanzausgleich auch den Kommunen zu Gute kommen.
Zurück zur Ganztagesbetreuung
20. Wie soll diese umgesetzt werden, wenn es nicht mehr Fachpersonal gibt?
Genau das ist Aufgabe des Trägers und der Politik entsprechende Lösungen voranzutreiben. Schließlich ist das grundsätzliche Thema nicht neu, dennoch wird viel zu wenig von den Beteiligten unternommen, um die Situation zu verbessern. Stattdessen wird es für die Eltern immer verheerender. Jedes Unternehmen am Markt muss sich auch mit einem Fachkräftemangel befassen und selber Lösungen für sich erarbeiten.
Wir beteiligen uns gerne und haben ja mit den obigen Vorschlägen zur Personalgewinnung und –haltung bereits konkrete Möglichkeiten aufgezeigt..
21. Wären Sie auch bereit, dass die Randzeiten zum Beispiel von anderen Personen = nicht qualifiziertes Personal besetzt sind?
Genau das ist einer unserer bereits eingebrachten Lösungsvorschläge, zumindest bis ausreichend qualifiziertes Personal für den gesamten Betreuungsumfang wieder zur Verfügung steht.
Typisches Beispiel
Kinder sind von 8 – 14 Uhr von Erzieher*innen betreut. Von 07:00 bis 08:00 Uhr und 14:00 bis 17:00 Uhr werden die Kinder „nur betreut“ von zum Beispiel Eltern oder anderen Personen.
Allerdings ist das keine Dauerlösung. Denn es geht nicht nur darum, dass die Kinder versorgt sind während die Eltern arbeiten. Sondern auch um die Sicherstellung der Erziehung. Die Erzieherinnen bringen den Kindern sehr viel bei.
22. Welche Vorrausetzungen sollen dafür gelten?
Wichtig ist vor allem, dass die Kinder gut aufgehoben sind und es eine Vertrauensbasis gibt.
Auch ein fester Ort ist wichtig, da ein örtlicher Wechseln innerhalb eines Tages nicht praktikabel ist.
23. Wie soll das finanziert werden?
Das ist bereits über die Gebührenordnung und –satzung der Stadt / des Trägers geregelt.
24. Würden Sie dafür bezahlen?
Das machen wir ja bereits. Direkt wie indirekt. Direkt über die Gebühren (Siehe Gebührenordnung und –satzung) und indirekt ebenso, wenn die Betreuung ausfällt über Einkommensverluste. Hier ist dann eher die Frage, wer diese Verluste durch die Unzuverlässigkeit der Betreuung kompensiert. Im Dienstleistungsbereich sind normalerweise sogenannnte SLAs (service level agreements) üblich, die dann auch eingehalten werden müssen oder andernfalls Regressansprüche auslösen.
Umgang Eltern – Kita – Träger
25. Wie würden Sie sich ein respektvolles Miteinander vorstellen?
Dialog von Eltern, Mitarbeitenden und Träger auf Augenhöhe, wo alle Belange Ernst genommen und miteinander lösungsorientiert besprochen werden.
Bis jetzt bekommen wir nur Kontakt zu Verwaltungsmitarbeitern, welche ohne konkrete Lösungansätze Gespräche führen.
Bisher gibt es lediglich bilaterale Gespräche Elternbeiräte (als Vertretung der Elternschaft) mit Einrichtung und Einrichtung mit Träger. Es fehlt ein stärkerer Schulterschluss von allen dreien und ein gemeinsames Dialogformat.
26. Gibt es einen Gesprächsleitfaden, also wer ist Ansprechperson in welchen Fällen?
Wir haben Optionen und Wege in unserem offenen Brief aufgezeigt. Der Elternbeirat steht bereit, um Lösungen gemeinsam zu erarbeiten.
27. Bei Ausfall und kurzfristigen Änderungen der Betreuungszeiten durch Krankheit? Wie soll die KITA / der Träger kommunizieren?
Der Träger / Kita sollte über ein entsprechendes Flexibilisierungskonzept verfügen, z. B. durch Springer oder kufri Ausgleich zwischen den Einrichtungen.
Wir haben Eltern, die Arbeitswege von über 1,5 Stunden (einfach) haben und andere sind ggf. auf Dienstreise. Da hilft wenig, wenn diese dann um 8h eine Nachricht erhalten, ihr Kind schon früher um 13h oder 13:30h abholen zu müssen, wenn diese dann in ihrer Jobausübung unerreichbar weit entfernt sind. Sollen die betroffenen Eltern dann ihren Job sofort fallen lassen, um ihr Kind abzuholen? Wie lange machen Arbeitgeber das mit? (siehe Nr. 17 und Referenz zum drohenden Jobverlust)
Hinzu kommt der volkswirtschaftliche Schaden, wenn die Eltern nicht arbeiten können.
Eine KiTa, die nur stundenweise geöffnet hat, wo man die Zeit für den Fußweg für das Verbringen einrechnen muss und spontan schließt, ist nur für Familien möglich, wo ein Elternteil zu Hause ist. Dies setzt eine intakte Familie voraus. Zudem konserviert dies ein Wertebild, bei welchem ein Elternteil, in der Regel die Frau, zu Hause bleibt. Diese hat dadurch ein Leben lang Karrierenachteile und dies entspricht auch nicht mehr der Lebensrealität von Familien.